Grüne Politik: Mit Zuversicht und klugem Handeln der Klimakrise trotzen
„Wohlstand, Jobs und Klimaschutz“, unter diesem Titel hatten der Grüne-Landtagsabgeordnete Dr. Andre Baumann und der grüne Bundestagskandidat des Wahlkreises Bruchsal-Schwetzingen, Dr. Thomas Rink, zu einer Gesprächsrunde eingeladen. „Es ist die große Kunst, diese drei Dinge zusammenzubringen“, betonte Baumann zu Beginn. Doch dass es trotz der großen Herausforderungen realistische Lösungen dafür gibt, zeigte sich in den folgenden zwei Stunden, in denen sich der Hebelsaal in der Hildastraße in ein reges Diskussionsforum verwandelte.
Als Physiker mit mehrjähriger Erfahrung in der Wissenschaftskommunikation für die Scientists for Future ist Rink bestens mit den wissenschaftlichen Grundlagen des von Menschen verursachten Klimawandels vertraut. In einem kurzen Referat fasste er zunächst die wichtigsten Fakten übersichtlich zusammen. So sei Deutschland besonders stark von dem globalen Temperaturanstieg betroffen, der hierzulande schon 1,8 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitraum betrage. Anschaulich legte er die Risiken dar, die sich aus den massiven klimatischen Veränderungen ergeben werden. „Es geht um nichts weniger als um unsere Nahrungsmittelsicherheit, um unsere grundlegenden Bedürfnisse.“
Rink berichtete von den dramatischen Folgen des Klimawandels. Er machte auch Hoffnung: „Wir haben alle Techniken, um den Klimawandel abzubremsen. Klimaschutz geht auch sozial verträglich, mit der Wirtschaft und wir können unseren Wohlstand halten. „Windkraft und Photovoltaik sind dank des technischen Fortschritts die günstigsten Formen der Stromproduktion“, Energieeffizienz könne erhöht werden ohne Komfortverluste. „Jedes Zehntelgrad weniger zählt“, betonte Rink.
Green-Tech-Sektor erwirtschaftet in Baden-Württemberg bereits die gleiche Wertschöpfung wie der Maschinenbau und die Autoindustrie
Natürlich würde sich etwas ändern, aber ein nachhaltiges Wirtschaften sei möglich. Die richtige Politik könne hier wesentlich mithelfen, durch geeignete Anreize und klare Rahmenbedingungen den Wandel zu unterstützen. Viele Länder zeigten, dass dies erfolgreich möglich ist: Dänemark im Bereich der Windkraft, Norwegen mit Elektroautos, Neuseeland in der nachhaltigen Landwirtschaft, Costa Rica mit nachhaltigem Tourismus. Und zwei Drittel aller regenerativen Energieprojekte weltweit entfielen auf China, das sich inzwischen zum Taktgeber der Energietransformation aufgeschwungen habe.

Baumann führte seine Erfahrungen als Biologe und Naturschutzexperte mit denen der Umweltpolitik zusammen, für die er als Staatssekretär im Stuttgarter Umweltministerium zuständig ist. „Wir alle verdanken unseren Wohlstand bisher dem Einsatz fossiler Energieträger. Aber jetzt stehen auch wir in Baden-Württemberg vor der großen Herausforderung, unseren Energieeinsatz zu ändern. Klimaschutz ist sicherlich teuer, aber nichts zu tun, würde mit Sicherheit viel teurer werden.“
Und: „Wir haben kreative Köpfe und starke, innovative Unternehmen in unserem Land, die Lösungen finden.“ Am Beispiel eines Autozulieferers berichtete Baumann, wie sich ein Unternehmen durch Innovationen dem Preisdruck aus China stellen und zugleich den Ausstoß von Treibhausgasen deutlich reduzieren konnte. Statt die Produktion nach Asien zu verlagern, habe die Firma ihre Arbeitsplätze in Baden-Württemberg sichern können
Mehrmals pro Woche, so Baumann, sei er in Betrieben zu Gast. Und immer wieder nehme er aus den Gesprächen dort eine wichtige Botschaft mit: „Mit Herausforderungen können wir in unserem Unternehmen umgehen. Was wir brauchen, ist Planungssicherheit. Dann schaffen wir die Energiewende. Aber Wechselhaftigkeit wäre für uns Gift.“ Eine „Rolle rückwärts“ in der Energiepolitik oder gar ein „zurück zum Verbrenner“, wie es CDU und FDP unter Hinweis auf eine falsch verstandene Technologieoffenheit forderten, wäre kontraproduktiv.
In Baden-Württemberg habe sich mittlerweile ein Industriezweig entwickelt, den Baumann Green-Tech-Sektor nannte. Dieser erwirtschafte bereits die gleiche Wertschöpfung wie der Maschinenbau und die Autoindustrie. „Salopp gesagt: Solche Unternehmen retten die Welt und verdienen gutes Geld dabei und schaffen Jobs. Wenn wir in der Politik das Ziel vorgeben und den Menschen und den Unternehmen genügend Flexibilität zugestehen, ist der Wandel hin zu nachhaltigem Wirtschaften möglich. Man muss es nur machen.“
Fotos: Katja Decher